Kolleg:innen für den Betriebsrat werben

Kolleg:innen für den Betriebsrat werben

Arbeitsbedingungen aktiv mitgestalten!

Euch fehlen noch Kanidat:innen für die anstehende Betriebsratswahl? Diejenigen, die Du bislang angesprochen hast, haben zurückhaltend reagiert? Der Text unterstützt dich im Gewinnungs-Gespräch für die Betriebsratsarbeit.


Wie reagieren auf Einwände und Desinteresse?


Vorwand oder Einwand?


Es kann passieren, dass Menschen ihre eigentliche Position oder Meinung hinter einer anderen Aussage verstecken. „Dafür habe ich leider keine Zeit.“ oder „Ah ja, interessant, darüber denke ich nochmal nach.“ klingt deutlich höflicher als „Das interessiert mich überhaupt nicht, ihr macht doch die ganze Zeit nur sinnlos Stress!“ oder lässt einen besser dastehen als „Dazu kann ich in Wahrheit nichts sagen, weil ich keine Ahnung davon habe.“

Hier ist die Aufgabe, heraus zu finden, was hinter dem Vorwand steht. Weiß die Kollegin vielleicht nicht, was für Vorteile ein Betriebsrat hat und was der Betriebsrat bei euch schon alles erreichen konnte? Weiß der Kollege vielleicht gar nicht, was ein Betriebsrat überhaupt ist und wie er funktioniert?

 

Schema Einwandbehandlung

A.     Empathie

B.     Gegenargument

C.     Zurück zum Anliegen

 

Ist der Einwand gefunden, ist es wichtig, nicht direkt dagegen zu sprechen. Zeig deinem Gegenüber, dass Du verstehst, was gesagt wurde. Nehmen wir an, der eigentliche Einwand ist „Mir ist das ganze Thema Betriebsrat zu konfrontativ, wenn ich ein Problem habe, kläre ich das lieber unter vier Augen mit dem Chef.“

Eine Antwort kann so beginnen: „Ich kann gut verstehen, dass Du dir ein möglichst harmonisches Arbeitsklima wünschst. Wir kommen schließlich alle jeden Tag hier her und müssen schon allein deswegen einen guten Umgang miteinander pflegen.“


 

Jetzt kannst Du eine neue Perspektive aufzeigen, Informationen geben, die vielleicht noch nicht bekannt sind:

„Es gibt Punkte, die nicht jede Person individuell mit dem Chef regeln kann, z. B. die Arbeitszeiterfassung. Hast du gewusst, dass die noch letztes Jahr ganz anderes funktioniert hat? Ulrike ist aufgefallen, dass uns so oft mehrere Minuten pro Tag verloren gehen. Daraufhin hat der Betriebsrat der Geschäftsleitung ein anderes Modell vorgeschlagen. Das war aus der Position des Betriebsrats auch viel leichter, als wenn wir das als Einzelperson hätten ansprechen müssen. Es geht ja nicht um eine persönliche Auseinandersetzung, sondern um bessere Arbeitsbedingungen für uns alle. Dafür ist der Betriebsrat da und der Chef hat das dann auch verstanden.“

Du willst den Kollegen nicht drängen oder überreden, sondern überzeugen mitzumachen. Das funktioniert am besten, indem Du aufzeigst was der Betriebsrat alles Positives bringt. Du kannst eine persönliche Geschichte erzählen, wie und warum Du dich damals für die Betriebsratsarbeit entschieden hast. Oder eine Erfolgsgeschichte von eurem Engagement. Was konnte der Betriebsrat erreichen, wo hat eure Arbeit einen Unterschied gemacht?

Komm am Ende des Gesprächs konkret auf dein Anliegen zurück: „Also, möchtest du gerne kandidieren?“ Die Stille, die nach dieser erneuten Frage einsetzt, musst Du aushalten. Das kann ein unangenehmer Moment sein, der deinem Gegenüber aber den Raum eröffnet, tatsächlich über diese weitreichende Entscheidung nachzudenken und sich bewusst dafür oder dagegen zu entscheiden. Redest du hingegen einfach weiter, um die Stille zu überbrücken, nimmst du der Person die Möglichkeit eine eigene, informierte Entscheidung zu treffen und machst es ihr zudem leichter, nein zu sagen.

Natürlich kann die Person finden, sie braucht noch mehr Zeit zum Überlegen. In jedem Fall solltest Du das Gespräch nicht ausfransen lassen oder das Thema wechseln. Triff am Ende des Gesprächs zumindest eine verbindliche Verabredung, etwa: „Wann können wir denn weitersprechen, übermorgen um die gleiche Zeit?“



Gesprächsleitfaden


Vorstellung / Thema setzen / Wissensstand des Gegenübers (ca. 2min)



Hallo Kolleg:in XY!

Gut Dich zu sehen, ich wollte kurz mit Dir über die kommende Betriebsratswahl sprechen,

 hast Du schon davon gehört?



A, freut mich! Ne, davon habe ich ehrlich

gesagt noch gar nichts gehört.

 

Warum ist der Betriebsrat gut und wichtig (ca. 3min)


   

Dann ist es ja super das wir jetzt reden. Der Betriebsrat ist ein sehr wichtiges Gremium mit ganz schön viel Macht. Wir haben z. B. letztes Jahr bei der Arbeitszeiterfassung eine Veränderung durchsetzen können, die angebrochenen Viertel-Stunden werden jetzt auf- und nicht mehr abgerundet, Du kannst Dir ja vorstellen wie schnell da was zusammenkommt.

 

Anliegen vorbringen (ca. 1min)


   

Alle vier Jahre wird der Betriebsrat neu gewählt. Kannst Du dir vorstellen zu kandidieren?

 

   

Das klingt ja alles spannend, ich habe aber

leider überhaupt keine extra Zeit für sowas!

 

Reaktion einschätzen und Einwandbehandlung (ca. 5min)


   

Die Mitglieder des Betriebsrats sind für ihre Tätigkeiten freigestellt. Das heißt, du musst keine extra Arbeit leisten.

 

   

Ja, stimmt, wenn man es so betrachtet.

Lass mich nochmal darüber nachdenken.


Verbindliche Verabredung / Follow-up (ca. 2min)



   

Alles klar, dann komme ich am Donnerstag nochmal vorbei, zur selben Uhrzeit wie heute?

 

 


Sammlung von Einwänden und Gegenargumenten


„Das ist mir zu konfrontativ, warum macht ihr denn immer Stress?“

- Ziel der Betriebsratsarbeit sind gute Arbeitsbedingungen für die gesamte Belegschaft. Von zufriedenen Mitarbeitenden profitiert auch das Unternehmen.

- Die Auseinandersetzungen mit der Arbeitgeberseite sind keine persönlichen. Der Betriebsrat kommt lediglich seiner Aufgabe nach. Es kann Interessensdifferenzen geben, wenn sich der Betriebsrat hierbei für die Interessen aller Beschäftigten einsetzt, ist das fairer und nachhaltiger, als wenn es auf informelle und individuelle Absprachen mit dem Chef hinausläuft.


„Dafür habe ich keine Zeit.“

- Die Mitglieder des Betriebsrats sind für ihre Tätigkeiten freigestellt, das bedeutet, die Betriebsratsarbeit hat während der Arbeitszeit zu passieren.

 


„Das bringt doch alles nichts!“

- konkrete Gegenbeispiele aus eurem Betrieb

- was konnte der Betriebsrat verhindern

 

„Bei uns läuft es doch super, das brauchen wir gar nicht.“

- Ein Betriebsrat kann helfen, den positiven Status-quo abzusichern. Was passiert, wenn es zu Veränderung kommt, auf welche die Beschäftigten keinen Einfluss haben? Gemeinsam mit der Chefin können liebgewonnene, informelle Absprachen verloren gehen. Schreibt das Unternehmen unerwartet Verluste, kann auch das Verschlechterungen für die Beschäftigten bedeuten.

 

„Ich habe Sorge, entlassen zu werden/ keine Gehaltserhöhungen mehr zu bekommen.“

- Der Schutz vor Entlassung im Zusammenhang mit Betriebsratsengagement ist in §15 Kündigungsschutzgesetz geregelt und laut § 37 Abs. 4 des BetrVG sind reguläre Gehalts­erhöhungen für Mitglieder des Betriebsrats garantiert.


 

Es gibt berechtigte und gewichtige Einwände. Wie bereits gesagt, Du willst niemanden drängen, der wirklich nicht kann oder will. Vielleicht gibt es auch Kolleg:innen, die Du nicht für geeignet hältst. Auf der anderen Seite, es wird auch Kolleg:innen geben, die nie gefragt wurden, die gar nicht auf den Gedanken gekommen sind oder denen wichtige Informationen gefehlt haben. Ein Gespräch mit ihnen kann den Beginn einer guten Zusammenarbeit im Betriebsrat bedeuten.



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